Johnny Clegg: “One Life”

12.10.2006 http://africa-live.de/index.php?option=com_content&task=view&id=961&Itemid=8 ImageHaben Sie gerade mal 0,02 Sekunden Zeit? Dann „googeln“ Sie doch mal INHLANGWINI. In besagten 0,02 Sekunden erzielen Sie 220 Treffer. 5 davon haben nichts mit JOHNNY CLEGG zu tun. Bei dem Zungenbrecher handelt es sich keineswegs um eine Erfindung Johnny Cleggs. Der in Lancashire, England, geborene Clegg kam als Kind mit seiner Mutter nach Südafrika, wo er sich mit 13 oder 14 Jahren in die traditionelle Zulu Kultur verliebte, als er die Bekanntschaft mit einem Strassenmusiker namens Charlie Mzila machte. Von ihm lernte er den Zulu Stil, Gitarre zu spielen, und den besagten Inhlangwini Tanz.

In den späten sechziger und frühen siebziger Jahren war das politische Klima in Südafrika nicht besonders freundlich für einen weißen, Englisch sprechenden Jungen, der mit schwarzen Afrikanern in der Öffentlichkeit Zulu Musik spielte. Clegg gründete zusammen mit Sipho Mchunu, einem Zulu Wanderarbeiter, JULUKA, die erste gemischtrassige Band in Südafrika. Die Band verband Sprachen, Kulturen und musikalische Elemente aus Afrika und dem Westen – ein Schlag ins Gesicht der rassistischen Gesellschaft. In den frühen achtziger Jahren tourte die Band erfolgreich durch Europa und Nordamerika.
 
1985 trennte sich Juluka, und Clegg gründete SAVUKA. Im Vergleich zu Juluka, die hauptsächlich lokale Zulu und Englische Folk Rock Elemente verband, ging Savuka sehr viel weiter mit der Einbeziehung von Zentral- und Westafrikanischen Gitarrenstilen und diversen internationalen Rock- und Popelementen.

Bis Ende 1989 hatte die Band über eine Million Exemplare ihres Debütalbums verkauft, und  das zweite Album erreichte 700 000 Verkäufe. In Frankreich standen beide Alben gleichzeitig auf Platz 1 und 2 der Verkaufscharts, und die Singels „Asimbonanga“ und „Scatterlings of Africa“ nahmen die Plätze 1 und 7 der Singlecharts ein. Das 4. Album wurde 1993 für den Grammy als bestes Weltmusikalbum nominiert. Savuka trennte sich 1994, und Clegg und Sipho Mchunu wagten einen neuen Versuch mit Juluka, ein cross-over Album mit dem Titel „Crocodile Love“ (1997).
 
Danach wurde es etwas ruhiger um den „weißen Zulu“. Das Album „New World Survivor“, das in Südafrika 2002 immerhin Goldstatus erlangte, wurde in Europa gar nicht erst herausgebracht - in Zeiten, wo eine ganze Industrie von Kuschelrock Compilations und gecasteten „Superstars“ lebt, hatte niemand den Mut, ein „Nischenprodukt“ zu veröffentlichen. Ein Fehler, denn diese „Nische“ ist nicht nur quicklebendig, sie gibt auch noch Geld für Musik aus! In den vergangenen 5 Jahren haben wir auf Johnny Clegg Konzerten in München Fans getroffen, die eigens aus Dänemark angereist waren, nach Würselen(!!) bei Aachen kamen nicht etwa nur Holländer, sondern auch Wiener. Die Leute wissen, wofür sie ihren Urlaub opfern und ihr Geld ausgeben – Konzerte mit der Johnny Clegg Band, wie sie jetzt heißt, sind unvergessliche Erlebnisse, von denen man nicht nur viel Energie und gute Laune mit nach Hause nimmt, sondern gerne auch ein Souvenir.
 
Deshalb freut es uns, dass es nun endlich wieder ein neues Album gibt, das man bei den Konzerten im November – und natürlich auch in den Läden – kaufen kann. Zu „ONE LIFE“ sagt Clegg selber: „An diesem Album habe ich 14 Monate gearbeitet. Es ist eine Sammlung von Momenten rund um das Thema „Ein Leben“. Ich habe einige sehr frühe musikalische Wurzeln und Einflüsse, die mein Leben als Junge in Johannesburg in den späten sechziger und siebziger Jahren prägten, neu aufgegriffen. Neben der traditionellen Zulu Gitarrenmusik haben vor allem die traditionellen Männer Chor Gesänge bei den Isishameni und Umzansi Kriegstänzen einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, der sich in einigen Songs auf dem neuen Album wiederspiegelt. Ich habe auch die Zulu Concertina benutzt. Dann bin ich zu neuen rhythmischen Landschaften gewandert und benutzte Afrikanische, Hip Hop, Rock und Latin Rhythmen, um sie mit den Melodien zu verbinden. „ONE LIFE“ ist auch eine Reflektion der Dinge, die wir mit dem Leben tun, das uns gegeben wurde. Alle Songs verbinden sich zu dieser Reise.“
 
Genießen Sie diese Reise. Und wenn Sie jetzt immer noch wissen wollen, was Inhlangwini ist: achten Sie auf die Plakate mit dem Bild eines Mannes, der sein Bein (im Stehen) etwas über seinen Kopf schwingt – da sind Sie richtig.

Tourdaten:
08.11. Hamburg, Fabrik
09.11. Berlin, Kesselhaus
11.11. München, Muffathalle