Feuerwehrleute sichern Spuren rund um den silbernen Kleinwagen
Geschockt stehen die 34jährige Sabrina Saribas und ihr Freund Thorsten Meyer
an der Ebertstraße vor dem Eingang zur Fanmeile, dessen Absperrung der
Autofahrer zuvor mit seinem Fahrzeug durchbrochen hatte, halten sich gegenseitig
im Arm. Krankenwagen stehen in der Nähe des Brandenburger Tors, gerade treffen
Mannschaftswagen der Polizei mit Blaulicht ein. Laut Informationen dieser
Zeitung soll der Fahrer, der seine Mutter mit im Wagen hatte, auf dem Weg in den
Botanischen Garten gewesen sein, als er die Nerven verloren habe und
zielgerichtet zum Brandenburger Tor gefahren sei.
"Man hörte einen lauten Knall", erzählt der 37jährigeTempelhofer. "Wir sahen
ein silbernes Fahrzeug auf uns zukommen. Meine Freundin zog mich sofort zur
Seite und wir flüchteten in den Wald, so daß wir zum Glück überlebt haben." Der
Kleinwagen sei mit bestimmt "40 bis 50 Sachen" in die Menschenmenge und dann in
der Nähe der Bühne gegen einen Betonklotz gefahren und zum Stehen gekommen. "Ein
paar Leute hat er angefahren, zum Glück waren heute nicht so viele hier", sagt
Meyer. "Die Polizei hat ganz schnell reagiert und den Fahrer an Armen und Beinen
aus dem Wagen gezogen", erzählt Sabrina Saribas. Hinten im Wagen habe auch noch
eine Frau mit einem Kopftuch gesessen. "Für uns sah das so aus, als sei es
geplant gewesen, nicht wie ein Unfall."
"Alles ging so rasend schnell", sagt der 36jährige Berliner Joachim
Scholtyssek. Er selbst habe direkt an der Bühne gestanden, als das Auto die
Absperrung durchbrach. Es seien auch viele Kinder da gewesen, weil wenig zuvor
auf der Bühne Bälle verteilt worden seien. "Ich bin in Richtung Siegessäule
gelaufen. Panik ist nicht unter den Fußballfans ausgebrochen, die Menschen waren
entsetzt, haben aber nicht geschrieen." Die Polizei habe schnell reagiert und
den Eingang abgesperrt. Der Fahrer des Wagens sei mit gezogener Waffe aus dem
Auto geholt worden. Daß eine Bombe im Auto sein könnte, habe niemand zur Sprache
gebracht. "Ein Mann wollte mir weismachen, daß die Bremsen am Auto defekt
gewesen sein könnten, aber das konnte ich nicht glauben. Für mich sah es so aus,
als sei der Fahrer direkt in die Menschen reingefahren."
Auch die Sicherheitskräfte auf der Fanmeile mußten sich nach dem Vorfall erst
einmal erholen. "Was wäre gewesen, wenn heute ein Spiel übertragen worden wäre?
Bis jetzt hat alles so gut geklappt", sagt eine Fanmeilen-Mitarbeiter, der
gerade gekommen ist, um seinen Dienst anzutreten. Schnell kommt er mit Passanten
ins Gespräch, die eigentlich die Fanmeile besuchen wollten. "Bis jetzt konnte
man so stolz sein und jetzt das", sagt eine Frau bedrückt.
Die 14jährige Lisa Zander aus Pankow stand unmittelbar neben der Bühne vor
dem Brandenburger Tor. Sie ist blaß im Gesicht, die Beine zittern ihr immer
noch. "Plötzlich kam das Auto angerast und wurde immer schneller." Dann sei es
gegen die Sicherheitsbarriere gekracht, an der Räder angeschlossen waren. "Ein
älterer Mann, der an der Sperre stand wurde von dem Auto angefahren, dann durch
die Luft geschleudert und blieb dann liegen." Sofort seien Notärzte zur Stelle
gewesen.
Jürgen Bäumer vom ZDF war während des Zwischenfalls ebenfalls auf der
Fanmeile. "Mir ist der Wagen aufgefallen, weil er viel zu schnell fuhr." Er sei
überrascht gewesen, daß das erste Sperrgitter so leicht zu überwinden gewesen
sei. "Eigentlich sehen die doch ziemlich stabil aus." Der Fahrer habe nach
Überwindung der Gitter noch einmal Gas gegeben und sei auf die Menschen
zugefahren.
Augenzeuge Adolf Labahn wäre fast von dem Amokfahrer getroffen worden, als er
mit seiner Familie auf dem Weg Richtung Fanmeile war. "Ich wollte gerade die
Straße betreten, als ich hinter mir ein Scheppern hörte", berichtet der
54jährige. An der Behrenstraße habe der Täter offenbar bereits ein
Verkehrsschild umgefahren. "Ich zuckte vom Bordstein zurück und sah, wie er
einen weiten Bogen fuhr und gezielt die linke Seite der Absperrung ansteuerte",
sagt Labahn. Nach dem ersten Aufprall habe der Fahrer kurz angehalten, um dann
in die Menge zu fahren. "Das war sicher kein Zufall, das war volle Absicht",
sagt der Zeuge. "Wir standen unter Schock. Die Kinder haben geweint."
Musiker Moshood Adekunle konnte den Vorfall von der Bühne aus beobachten.
"Wir haben gerade Pause gemacht. Nach dem Crash hat die Polizei den Mann aus dem
Auto geholt, ihn auf den Boden gedrückt." Besucher der Fanmeile hätten danach
gemutmaßt, daß es sich um einen Mann indischer Herkunft handeln könnte.
Während Senatssprecher Michael Donnermeyer an der Ebertstraße Journalisten
aus aller Welt den aktuellen Sachstand erläutert, zugegen ist ein Team aus
Italien, man hört Spanisch, Englisch und Französisch, ist die Stimmung rund um
das Brandenburger Tor sehr gelassen. Geduldig geben die Polizisten Auskunft über
die Sperrung, und erklären, wie man doch noch auf die Fanmeile kommt. Nach
Abschluß der Maßnahmen zur Spurensicherung sollten die gesperrten Teile der
Fanmeile gleich wieder freigegeben werden. Auch das geplante Konzert des
Deutschen Symphonie-Orchesters sollte wie geplant stattfinden. Das LKA bittet
Zeugen um Mithilfe: Tel.: 4664-911 203.
SPIEGEL ONLINE - 02. Juli 2006, 18:53
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,424701,00.html
Berlin - asc/AP/Reuters/dpa
Dramatischer Zwischenfall auf der Berliner Fanmeile: Ein Autofahrer durchbrach die Absperrungen und raste in die Menge. An die 20 Menschen wurden verletzt. Innensenator Körting schloss einen terroristischen Hintergrund aus und nannte den Täter einen "Verrückten".
Berlin - Über die Anzahl der Verletzten nahe des Brandenburger Tores gibt es unterschiedliche Angaben. Die Zahlen schwanken zwischen 15 und 21 Personen. Ein 11-jähriger Junge erlitt Knochenbrüche.
Ende einer Irrfahrt durch die Fanmeile: Motiv unbekanntBerlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte: "Es handelt sich nicht um ein
Attentat." Vielmehr habe offenbar ein "Verrückter" versucht, Aufmerksamkeit zu
erregen. "Über die Motive wissen wir noch nichts." Der 33-Jährige sei deutscher
Staatsbürger indischer Abstammung. Der zeitweilige Verdacht auf einen
Sprengstoffanschlag sei entstanden, weil er nach dem Aussteigen "Kawumm" gerufen
habe. Nach Angaben der Polizei wurde in dem Wagen kein Sprengstoff gefunden.
Senatssprecher Michael Donnermeyer teilte mit: "Wir haben Glück gehabt. Es hätte
schlimmer kommen können."
In dem Wagen befand sich laut Polizei neben dem 33-Jährigen auch eine
55-jährige Frau. Beide wurden festgenommen und befragt.
Der Zwischenfall ereignete sich nach Worten einer Polizeisprecherin gegen
15.45 Uhr am Platz des 18. März. Der silbergraue Wagen vom Typ VW Polo sei vom
Potsdamer Platz her gekommen, habe eine Absperrung an der Ebertstraße
durchbrochen und sei mitten vor der Haupttribüne am Brandenburger Tor zum Stehen
gekommen. Dort sei vergleichsweise wenig los gewesen, zumal es am Sonntag kein
WM-Spiel gab.
Ein Augenzeuge, Thorsten Meyer, hatte ursprünglich vermutet: "Das war ein
Attentat." Er sagte, das Auto sei auf ihn zugefahren, seine Freundin habe ihn
aus der Bahn gezogen. Der Fahrer sei seiner Schätzung nach mit 40 bis 50
Stundenkilometern unterwegs gewesen. Er sei an einen Betonpoller gefahren.
Seiner Einschätzung nach sei der Mann bewusst in die Fanmeile hineingefahren,
sagte Meyer. Zum Glück seien dort wenige Leute gewesen.
Die Fanmeile wurde geräumt und zeitweise weiträumig abgesperrt. Das Fanfest
wurde aber wie geplant mit einem Konzert des Deutschen Sinfonieorchesters am
Abend auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor fortgesetzt. "Wir haben alles im
Griff", sagte Donnermeyer.
Die Berliner Fanmeile ist das größte Festgelände, das in Deutschland zur
Fußball-Weltmeisterschaft eingerichtet wurde. Vor der Hauptbühne am
Brandenburger Tor gibt es in der Regel das größte Gedränge. Zu den vergangenen
Spielen der deutschen Nationalmannschaft waren rund 750.000 Menschen auf die
Fanmeile geströmt. In den vergangenen drei Wochen kamen insgesamt nach Angaben
des Senats bereits über sechs Millionen Besucher.
July 03, 2006 Edition 2 by Charles de Olim http://www.thestar.co.za/index.php?fArticleId=3320496
Armed German police surrounded a car within seconds after it crashed into
spectators and came to rest just metres from a stage on which South African
musicians were about to perform.
The immediate fear was that it was a terrorist attack.
Amid scenes of panic at the Brandenburg Gate in Berlin yesterday, police
arrested a 33-year-old driver - said by witnesses to be either of Indian or
Indonesian descent - and his 55-year-old passenger.
No explosive material was found in the car.
Stunned: Simphiwe Dana is one of the artists who was due to perform at a Berlin concert when a car crashed through banners and came to rest a few meters from the stage. Photo: Lebo Mashiloane, The Star
A child was seriously injured when the vehicle ploughed into the crowd. Another
20 people were also hurt, 11 of whom were taken to hospital.
Within minutes, ambulances were attending to the injured at a nearby Red Cross
medical tent, while police cordoned off the area as they ushered spectators
away.
It is still unclear how the driver got through two security checks and drove
300m before crashing in front of the stage.
Police believe the driver intentionally broke through the barrier in an effort
to seek attention.
Authorities hadn't determined a motive for the incident, but police said it
appeared to be a stunt by a "crazed man".
"But it was not an attack," they said.
Johnny Clegg, performing on the bill organised by Germany's Ministry of
International Development in conjunction with South Africa's Department of Arts
and Culture, was on stage when the incident took place:
"I was checking sound equipment when I saw the car careering through the
barrier," he said.
"I saw a woman being hit by a bicycle that ricocheted off the car. It looked to
me as if the man deliberately drove into the crowd.
"There was quite a tussle with the driver. The police were kicking him before
they managed to handcuff him and carry him away.
"At the moment we (South African artists) have been corralled into a hotel. Our
equipment, wallets and valuables are still at the venue because they wanted to
evacuate immediately," Clegg said.
Along with Freshlyground and the Kholwa Brothers, Simphiwe Dana was also due to
perform at the gig. A member of her jazz group was on stage at the time.
"There was a loud bang and people were screaming and shouting. It looked like an
Indian guy that was arrested," a shaken Bafana Sukwene said.
Published on the web by Star on July 3, 2006.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/fanmeile/67746.asp# vom 3.7.06
Einen Tag nach der Amokfahrt eines Mannes auf der Berliner Fanmeile geht die Polizei von einer vorsätzlichen Tat aus. Der Tatverdächtige sollte noch heute einem Haftrichter vorgeführt werden.
Berlin
- Die Zahl der Verletzten bei dem Zwischenfall erhöhte sich derweil auf 26. Der
bei der Amokfahrt schwer verletzte elfjährige Junge hat nach Angaben des
Sprechers eine Gehirnerschütterung und Rippenbrüche erlitten.
Das Motiv des Tatverdächtigen ist weiter unklar. Der Deutsche indischer
Abstammung sei von der Mordkommission vernommen worden, sagte der Sprecher. Die
unbeteiligte Beifahrerin, bei der es sich möglicherweise um die Mutter des
Mannes handelt, sei dagegen wieder auf freiem Fuß. Der Mann hatte mit seinem Pkw
am Sonntagnachmittag Absperrungen durchbrochen und war auf die WM-Fanmeile
gerast. Ein Anschlag wurde inzwischen ausgeschlossen.
Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) stellte klar, das
Sicherheitskonzept für die Fanmeile werde nicht grundsätzlich geändert. Solche
Taten seien nicht komplett auszuschließen. Deshalb mache es keinen Sinn,
derartige Veranstaltungen mit Stahlbetonbarrieren zu schützen. Erst Ende Mai war
ein 16-Jähriger bei der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofes Amok gelaufen und
hatte zahlreiche Menschen mit einem Messer verletzt.
Nach Polizeiangaben hatte der mutmaßliche Amokfahrer aus Richtung Potsdamer
Platz kommend mit einem silbergrauen VW Polo zuvor zunächst die äußere
Absperrung in Höhe der Haupttribüne am Brandenburger Tor durchbrochen. Laut
Körting fuhr der Pkw dann in Schlangenlinien auf das Brandenburger Tor zu. Dabei
soll der 33-Jährige Zeugenaussagen zufolge noch einmal Gas gegeben haben. Nach
etwa 300 Metern kam der Wagen zum Stehen.
Zum Glück nur wenige Menschen auf der Fanmeile
Unter den Verletzten waren auch Touristen aus den Niederlanden, Australien
und Argentinien. Am Sonntag hatte die WM spielfrei. Deshalb waren nur recht
wenige Menschen auf der Fanmeile. Auf dem Areal schauen sich seit Beginn der
Fußball-WM jeden Tag Zehntausende Menschen die Spiele an und feiern ausgelassen.
Bei den Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft kamen Hunderttausende
Fußballfans.
Körting sagte, der Tatverdächtige sei Deutsch-Inder. Sein Motiv sei noch
unklar. Er habe aber sicherlich Menschen verletzten und Aufmerksamkeit erregen
wollen. Als der 33-Jährige aus dem Auto gezerrt wurde, soll der Mann "Kawumm"
gerufen haben. Doch Sprengstoff hatte er nicht dabei.
Der betroffene Bereich der Fanmeile wurde zunächst weiträumig abgesperrt, später
jedoch wieder geöffnet. Das Unterhaltungsprogramm wurde fortgesetzt. Auch das
Deutsche Symphonie-Orchester Berlin wollte wie geplant am Abend auftreten. Das
Konzert ist der Abschluss des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur
WM.
Erst am Samstag hatten rund 200.000 Fußballfans auf Deutschlands größter
Fanmeile die TV-Übertragungen der beiden letzten Begegnungen im WM-Viertelfinale
verfolgt. Dabei gab es - wie auch an den Spieltagen zuvor - keine besonderen
Vorkommnisse. Nach dem Erfolg der deutschen Mannschaft am Freitag gegen
Argentinien soll die Fanmeile für die ausstehenden Matches der deutschen Elf
vergrößert werden. (tso/ddp/AFP)
Das Ende einer Amokfahrt: Der neue VW Polo ist an Absperrgittern zum Stehen gekommen. Die Fahrräder hat er mitgeschleift.
Bei den Untersuchungen zu der Amokfahrt im Bereich der Fanmeile haben die
Ermittler keine Hinweise auf eine politische oder religiöse Motivation des
Täters gefunden. Der 33jährige aus Reinickendorf wurde einstweilig in einem
psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Insgesamt wurden 26 Menschen bei dem
Zwischenfall am vergangenen Sonntag verletzt.
Rahmat S. ist Sohn pakistanischer Einwanderer. Seine Eltern kamen vor 25
Jahren nach Berlin, zuvor hatte sich der Vater bei der Volkswagen AG in
Wolfsburg als technischer Mitarbeiter in eine gehobene Stelle gedient. Später
übernahm er einen Posten bei Mercedes in Berlin, bezog mit seiner Familie eine
Wohnung in Reinickendorf. Wegen des guten Verdienstes des Mannes konnte seine
Frau zu Hause bleiben.
Zwischen dem Vater und seinem einzigen Sohn ist es laut Bekannten in der
Vergangenheit immer wieder zu Spannungen gekommen. Zwar habe Rahmat S.
erfolgreich die Grundschule und anschließend das Gymnasium besucht, nach dem
bestandenen Abitur habe es in beruflicher Hinsicht bei dem jungen Mann indes nur
Mißerfolge gegeben. "Er brach zunächst eine Banklehre ab, anschließend schrieb
er sich an der Universität für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre ein",
berichtet ein Bekannter der Familie; doch auch dieses habe er nicht beendet. Für
den Vater, der sich nach oben gearbeitet hatte, sei dies nicht akzeptabel
gewesen.
Rahmat S. sei schon immer ein Einzelgänger gewesen, heißt es. Nach der Schule
sei er immer gleich nach Hause gekommen, Freunde habe er nicht gehabt. Er gab
selbst keine Kindergeburtstagpartys und wurde zu keinen eingeladen. "Er ist ein
Einsiedler", so ein Bekannter.
Zwischen Sohn und Vater sei es in jüngster Zeit mehr und mehr zum Zerwürfnis
gekommen. Die Arbeitslosigkeit und die Tatsache, daß Rahmat S. keine Frau hatte,
hätten immer wieder zum Streit geführt. Schließlich besorgten die Eltern ihrem
Sohn ein Ein-Zimmer-Apartment drei Hausnummern neben ihrer eigenen Wohnungen.
Der Vater fand den Weg nicht in das 28 Quadratmeter große Quartier. Die Mutter
wurde mehr und mehr zur Mittlerin zwischen den beiden.
So war es offenbar auch am Tag der Amokfahrt: Rahmat S. ist mit seiner Mutter
in dem erst drei Wochen alten silberfarbenen VW Polo unterwegs. Man hat geplant,
den Vater abzuholen und ihn zum Botanischen Garten zu bringen. Doch dann ändert
Rahmat S. die Route; er biegt zum Brandenburger Tor ab, durchbricht die
Absperrungen, rast in die Menge, verletzt viele Fans.
Die Mutter von Rahmat S. gab zu Protokoll, daß sie sich das Verhalten ihres
Sohnes nicht erklären könne. Er habe jedoch während der Fahrt wesensverändert
gewirkt.
Der Täter soll nach Informationen dieser Zeitung auf konkrete Nachfragen zu
der Tat wortreich, aber inhaltsleer geantwortet haben. Laut Staatsanwaltschaft
liegen dringende Gründe für die "Annahme verminderter oder aufgehobener
Schuldfähigkeit" vor. Der bislang strafrechtlich nicht auffällig gewordene
Beschuldigte konnte keine Angaben zum Tathergang machen: er glaubte, lediglich
an einem Vorfall in der U-Bahn beteiligt gewesen zu sein.
Unter den 26 Menschen, die verletzt wurden, ist auch der elfjährige Steffen
R. aus Marienfelde. Der Junge erlitt eine Gehirnerschütterung und Prellungen.
"Wir werden den Jungen noch einige Tage lang beobachten", sagt Prof. Harald Mau,
Chirurg der Kinderklinik des Charité Klinikums Virchow. Dennoch hofft er, daß
der Fußballfan das Endspiel der WM zu Hause bei den Eltern verfolgen kann.
http://www.morgenpost.de/content/2006/07/05/berlin/839509.html Berliner Morgenpost vom 5. Juli 2006 tal
Gefängnis oder Psychiatrie - welche Strafe erwartet den Amokfahrer von der Fanmeile? Die Entscheidung trifft ein Gericht mit Hilfe von Gutachtern. Rahmat S. war am Sonntag mit dem VW Polo seiner Mutter vor dem Brandenburger Tor in eine Menschenmenge gefahren und hatte 26 Personen verletzt. Am Montag ordnete ein Ermittlungsrichter an, den 33jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen. Das ist möglich, wenn Menschen während einer Tat seelisch gestört waren und Wiederholungsgefahr besteht. "Nach einer ersten psychiatrischen Untersuchung liegen dringende Gründe für die Annahme verminderter oder aufgehobener Schuldfähigkeit vor", sagt Michael Grunwald, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Bleibt es bei der Diagnose "psychisch erkrankt", ist ein Täter nicht schuldfähig und darf nicht bestraft werden. "Gilt er weiter als gefährlich, wird er unbefristet in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht", sagt Nicole Friedrich, Sprecherin der Vereinigung Berliner Strafverteidiger. Nur wenn Ärzte einen Richter überzeugen, daß keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit besteht, kommt er frei. "Das ist anders als eine normale Haftstrafe, die automatisch abläuft", sagt Friedrich. Möglich ist auch eine Kombination: Erst Unterbringung in der Psychiatrie, dann, nach Heilung, Haft.
Pressemitteilung Nr. 59/2007 vom 02.11.2007 http://www.berlin.de/sen/justiz/gerichte/kg/presse/archiv/20071102.1430.88151.html
Eine Schwurgerichtskammer des Landgerichts Berlin hat heute die Unterbringung eines 34 Jahre alten Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.