WM-Ausrichter Südafrika
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SPIEGEL ONLINE - 30. Juni 2006, 19:09
URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,424508,00.html

WM-Ausrichter Südafrika

"Kunststücke wichtiger als Tore"

Südafrika ist 2010 WM-Gastgeber. Der Fußball des Landes liegt allerdings danieder. Der am Kap als Trainer tätige Ernst Middendorp spricht im Interview über ballverliebte Afrikaner, intrigante Verbandsfunktionäre und die Probleme, eine Weltmeisterschaft zu organisieren.

ZUR PERSON

Der 1958 geborene Ernst Middendorp machte sich Mitte der neunziger Jahre einen Namen, als er mit Arminia Bielefeld in die Bundesliga aufstieg. Nach Stationen in Uerdingen, Bochum und Augsburg zog es den einst für sein aufbrausendes Temperament berüchtigten Trainer ins Ausland (Ghana und Iran). Seit Sommer 2005 steht Middendorp bei den Kaizer Chiefs unter Vertrag und gewann mit dem Club in seiner ersten Saison den südafrikanischen Pokal.

Frage: Herr Middendorp, hat es Sie überrascht, dass sich Südafrika nicht für die derzeit laufenden Fußball-WM qualifizieren konnte?

Middendorp: Nachdem ich mittlerweile ein Jahr hier arbeite, muss ich sagen: nein. Viele Nationalspieler sind im Ausland aktiv. Leider ist es der sportlichen Führung nicht gelungen, die Mannschaft zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen. Hinzu kommt, dass innerhalb eines Jahres drei Trainer das Team betreut haben.

Frage: Also ist die derzeitige Misere hausgemacht und hat nicht nur mit der Qualität des Spielermaterials zu tun?

Middendorp: Man kann sich im südafrikanischen Verband nicht auf eine einheitliche Linie verständigen. Und wenn du in Südafrika zwei Spiele hintereinander verlierst, bist du als Nationaltrainer schon gefährdet.

Frage: Ist abzusehen, wer Südafrika auf die WM 2010 vorbereiten soll?

Middendorp: Man hat drei Einheimische in die engere Wahl gezogen, die jetzt aber schon wieder in Konkurrenz zu Sven-Göran Eriksson (scheidender englischer Nationalcoach; die Red.) stehen. Selbst ein Luiz Felipe Scolari (portugiesischer Coach; die Red.) wird hier negativ diskutiert, weil er bei der letzten Europameisterschaft das Finale verloren hat, und so etwas ist wie ein dunkler Fleck. Man versucht relativ schnell, bei jedem das Negative zu entdecken und die Dinge größer zu machen als sie sind.

Frage: Müsste der Verband nicht froh sein, jemanden wie Scolari zu bekommen? Oder ist der Reiz, das Gastgeberland der WM 2010 zu trainieren, dermaßen groß?

Middendorp: Alle in Frage kommenden Trainer werden die Situation sehr genau beobachten. Natürlich wissen sie, dass in den vergangenen Jahren elf oder zwölf Trainer verschlissen wurden. Auch das Geld ist nicht immer entscheidend, die Leute wollen schließlich sportlichen Erfolg. Inwieweit der südafrikanische Verband da nah an der Realität ist, kann man sicherlich diskutieren.

Frage: Muss einem angesichts des derzeitigen Leistungsstandes der "Bafana Bafana", wie das südafrikanische Nationalteam heißt, nicht angst und bange für 2010 werden?

Middendorp: Nein. Ich glaube, dass Guus Hiddink 2002 mit Südkorea gezeigt hat, was möglich ist. Dafür hat er lediglich zwei Jahre gebraucht. In dieser Zeit kann man eine Menge erreichen, wenn man die eigenen Vorstellungen umsetzen darf. Das ist das Wesentliche: dass man sich auf eine Person einigt und ihr die volle Kompetenz und Verantwortung überträgt.

Jugendlicher Fußballer in Südafrika: "Spielern frühzeitig etwas beibringen"
DPA
Jugendlicher Fußballer in Südafrika: "Spielern frühzeitig etwas beibringen"
Frage: Hätten Sie selbst Interesse an dem Job?

Middendorp: Aktuell überhaupt nicht. Man muss sich eine Lobby erarbeiten und ich bin gerade mal ein Jahr in diesem Land.

Frage: Die fehlenden Strukturen im südafrikanischen Verband sind das eine - was ist mit dem spielerischen Niveau?

Middendorp: Ein Problem ist, dass von den ganz Jungen jeder im Mittelfeld spielen will, weil es besonders attraktiv ist, auf dem Ball zu tanzen und für Entertainment zu sorgen. Nicht die Tore sind wichtig, sondern fürs Publikum Kunststücke zu fabrizieren, damit es Applaus gibt. Es sieht herrlich aus, wie die Spieler mit dem Ball umgehen, aber der Abschluss ist eine Katastrophe. Die Jungs müssen verstehen, dass Tore zu schießen das Entscheidende ist.

Frage: Gibt es denn eine ambitionierte Nachwuchsausbildung?

Middendorp: Ich will darüber gar nicht negativ urteilen, man gibt sich viel Mühe. Aber man müsste andere Schwerpunkte setzen: Den Spielern muss frühzeitig beigebracht werden, wie man eine Flanke schlägt, sie annimmt und mit der richtigen Technik in die Kiste haut.

Frage: Wie kann man das ändern?

Middendorp: Bei meiner Arbeit in Ghana ist mir das ganz extrem aufgefallen. Als ich da zum ersten Mal auf dem Trainingsplatz stand, habe ich gefragt: "Wo sind denn hier die Tore?" Es gab sie nicht. Es wurden einfach zwei Steine in einer Distanz von ungefähr sieben Metern aufgestellt. Als Spieler habe ich keinen Bock, den Ball ins Tor zu schießen, wenn ich erst mal zehn Minuten laufen muss, um ihn wieder zu holen. Deswegen habe ich als erste Maßnahme vier Tore bauen lassen. Erst dann haben die Spieler Freude daran entwickelt, die Kugel ins Netz zu hauen.

Frage: Wie würden Sie das Niveau der südafrikanischen Premier Soccer League einschätzen?

Middendorp: Verglichen mit Deutschland, handelt es sich im Schnitt um mittleres Zweitliga-Niveau. Wir haben sehr gute Spiele, das Pokalfinale etwa war ausgezeichnet. Es gibt aber auch Spiele auf unterstem Regionalliga-Niveau. Die Schwankungen sind enorm groß.

Frage: Fußball ist in Südafrika der Sport der schwarzen Bevölkerung, während sich die Weißen eher mit Rugby oder Cricket beschäftigen. Man sieht in den Fußballstadien auch im Publikum kaum Weiße. Selbst ohne Apartheid scheint noch immer eine Rassenschranke durchs Land zu gehen.

Middendorp: Die Apartheid ist seit 1994 vorbei, aber bis wirkliche Gleichheit herrscht, wird es noch mindestens 15 Jahre dauern.

Frage: Glauben Sie, dass die WM 2010 die Rassengrenzen aufweichen wird? Sieht man das Turnier als nationale Aufgabe an?

Middendorp: Das geringe Interesse der Weißen hat ja auch etwas mit der Sicherheit zu tun. Wie Sie selbst erwähnt haben, ist man als Weißer oft alleine im Stadion. Wenn die Sicherheit gewährleistet ist, wird die Vermischung zunehmen.

Frage: So dass Fußball mittelfristig Nationalsport werden kann?

Middendorp: Die Masse ist ja schon da. Wenn die Kaizer Chiefs gegen die Orlando Pirates spielen, kommen jetzt schon 70.000 Leute. Man muss auch die ökonomische Situation der schwarzen Bevölkerung sehen. Wenn man über die hohe Arbeitslosigkeit spricht, trifft es im Wesentlichen Soweto und die Suburbs. Die Leute können es sich nicht leisten, zu jedem Spiel zu gehen.

Frage: Was dürfen wir bei der WM 2010 für eine Atmosphäre erwarten?

Middendorp: Sie könnte großartig werden. Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass man es schafft, ein vernünftiges Preisniveau durchzusetzen, damit auch die fußballbegeisterte Masse die Möglichkeit hat, Spiele zu besuchen. Das ist im Moment meine größte Sorge.

Frage: Könnte schwierig werden. Ein Ligamatch kostet in Südafrika umgerechnet drei Euro. Darüber lacht die Fifa nur.

Middendorp: Ja, aber man muss Lösungen finden. Ich bin mal gespannt, ob das Thema gezielt und frühzeitig angegangen wird.

Die Fragen stellte Jens Kirschneck

Zum Thema:

Zum Thema in SPIEGEL ONLINE:   
Platzverweis:Rooney attackiert Cristiano Ronaldo (03.07.2006)
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Wahl- Posse: Calderón neuer Real- Präsident (03.07.2006)
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Zum Thema im Internet:   
Homepage "11 Freunde"
http://www.11freunde.de

allAfrica.com Theme of Hope at 2010 Handover Ceremony

BuaNews (Tshwane)
NEWS July 7, 2006 http://allafrica.com/stories/200607070811.html
Posted to the web July 7, 2006 By Lavinia Mahlangu and Thapelo Sakoana, Pretoria

President Thabo Mbeki's envisioned Age of Hope will be a strong theme throughout the 2010 World Cup, as both he and FIFA President Sepp Blatter highlighted the universal theme at the handing over ceremony for the 2010 World Cup to South Africa.

President Mbeki and Mr Blatter emphasised the theme of hope through football and for Africa's future in their addresses at the ceremony, where President Mbeki was accompanied by a high powered delegation.

South Africa was symbolically handed the reins in Berlin's Tempodrom arena, to start preparing for the world's biggest sporting event and the much awaited 2010 World Cup logo was unveiled.

The logo depicts the African continent edged by the South African flag's colours and a stylised Khoisan cave drawing of a person kicking a football. This was described as depicting dynamism and energy.

FIFA President Sepp Blatter said hosting the soccer spectacle on the African continent symbolised hope for African people and an opportunity for the world to change its perceptions about Africa.

"It is an Africa day...It is a day of joy and a day of hope. Joy because for the first time ever the FIFA World Cup will be based on African soil.

"You can call it justice for African football which has given so much to world football but it's also justice to Africa, to the women and men who are finally being given access to the FIFA World Cup," Mr Blatter said.

"But it's also hope for South Africa, Mr Mbeki, (for) your government and your people to show the beauty of the landscape, the hospitality of the people, the depth and differentiation of all your cultures, the expertise you have in your country and the lessons that the history of your country has given in the fight against apartheid."

Mr Blatter emphasised how much the world "football family" trusted South Africa to host the tournament, following reports this week from some media that South Africa was not ready to host the World Cup and that countries such as Australia and the United States had come forward saying they would be ready to step in and take over.

"I am optimistic for Africa...there is some information putting into question the ability to organise the world cup... Mamma Mia! Mamma Mia!" he exclaimed.

"The whole world trusts you. The FIFA family, 207 football associations, 250 million active participants in the world of football and one billion people behind the FIFA family said 'yes' to South Africa. We trust you and we also do it for the future." Mr Blatter said.

He said the World Cup, as Mr Mbeki had said, was not only for South Africa but also for all of Africa. In this regard, African Union commission chair Alpha Konare would participate in ensuring this.

"Alpha Oumar Konare just confirmed that on the 29th January next year in the African Union [summit] time will be given for footballs to be presented to all heads of state in Africa in order to make sure that the 2010 South African World Cup will be for everybody."

President Mbeki assured the world that South Africa was capable of hosting an event on the scale of the World Cup, despite scepticism, just as the country had conquered seemingly insurmountable difficulties in the past.

"We said we would rid the world of apartheid and there were some people who didn't believe us. The same people who don't believe we can host the world cup.

"We will host in 2010 the most successful FIFA World Cup and we will keep that promise," he said.

President Mbeki said he was inspired by the idea of the game of football being one of hope, adding it had been used by South African players during apartheid to achieve their dreams of playing in the international football arena for European teams, despite segregation of sport in their home country.

"Indeed, we are inspired by President Blatter's words in Senegal in May 2006 when he said: 'Football is all about hope. Hope of a better world, hope for youngsters, hope that you will be able to give people's lives a purpose, and school them for life.' "

He said in 1956 the then Minister of Interior in apartheid South Africa, T.E. Donges, drew up the first official apartheid sport policy and legally segregated sport in the country.

"However, this could not destroy the determination of our soccer players. In that same year, fifty years ago, black South African players such as Stephen Mokone, David Julius and, in 1958, Darius Dhlomo surmounted all these racist obstacles and signed contracts with Cardiff City, Sporting Lisbon and the Heracles Clubs respectively.

By 1965 Leeds United winger, Albert Johanneson became the first Black South African to play in an English FA Cup Final.

"We have declared this century the African century. In this regard, few would argue that FIFA, President Blatter and the rest of the Executive Committee have made an enormous contribution towards the realisation of this goal by taking the biggest sporting event to Africa.

"In this way, you have proved that you are the supreme ambassadors of football and through your decision you have communicated a positive message to the billions of young people across the world for whom the golden ball or the golden shoe is the ultimate prayer of hope out of poverty, underdevelopment and marginalisation."

President Mbeki once more noted the auspicious date on which today's ceremony fell, marking 14 years since South Africa had rejoined the world football community.

"This is a very special day indeed. On 7 July in 1992 south Africa rejoined international football after many years of isolation."

President Mbeki described the world football governing body as Africa's partner in Hope, adding that this partnership would not end in Africa but enable the continent to help other third world countries in need.

"Today, we have no doubt that FIFA is Africa's Partner of Hope. Accordingly, as Africans together with FIFA we can let our hearts, spirit, mind and bodies talk the same universal language.

"But our partnership will not end in Africa. Clearly, in time, our shared purpose and solidarity will touch many people and reach the entire world - from the eager child in FIFA's 100th Goal Project in Senegal and Vila Brasilandia in Sao Paulo to the children of the Solomon Islands and Kazakhstan," President Mbeki said.

The South African delegation to the ceremony included Foreign Affairs Minister Nkosazana Dlamini Zuma, Sport Minister Makhenkesi Stofile, Transport Jeff Radebe, Provincial and Local Government Minister Sydney Mufamadi, Minister in the Presidency Essop Pahad, Deputy Finance Minister Jabu Moleketi, Directors General Frank Chikane (Presidency) and Dr Ayanda Ntsaluba (Foreign Affairs). Members of the 2010 local organising committee led by Danny Jordaan also form part of the delegation.

They were joined by United Nations Secretary General Koffi Annan, and Issa Hayatou- FIFA Vice President and CAF President.

Former South African President and Nobel Peace Prize winner Nelson Mandela joined in the ceremony, via a video message from South Africa.

The delegates will also be part of the FIFA World Cup Concert "Football for a better world -from Germany to South Africa" in which messages of support will be exchanged.

FIFA is billing the concert as the "biggest single football party ever". It is taking place at Berlin's Brandenburg Gate, where fans will have free admission to see live performances of South African musicians, Vusi Mahlasela and Freshly Ground and other continental stars including Youssou N'Dour and Angélique Kidjo.


SPIEGEL ONLINE - 16. August 2006, 16:16
URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,431930,00.html

WM-Gastgeber Südafrika

Am Kap der großen Probleme

Von Gunnar Vogt, Windhuk

Noch sind es vier Jahre bis zur nächsten Fußball-WM, aber beim Gastgeber Südafrika ist schon Ernüchterung eingekehrt. Die Fifa kritisiert den Zustand der Stadien, auch das Nationalteam präsentiert sich in schlechter Verfassung. Die Hoffnungen ruhen nun auf einem namhaften Trainer aus Brasilien.

Windhuk - Für einen Abend gerät im Township Katutura am Stadtrand von Namibias Hauptstadt Windhuk die Armut in Vergessenheit. Selten erfüllt das dort neu erbaute Sam-Nujoma-Stadion seinen erdachten Zweck, die Menschen von der Straße zu locken. Für das Länderspiel gegen Südafrika heute Abend sammeln die Bewohner jedoch ihre dürftigen Ersparnisse zusammen, um sich den Eintritt leisten zu können. Südafrika gilt als Lieblingsgegner, die letzten beiden Partien gewann Namibia. Auch am Mittwoch wäre ein Erfolg des 167. der Fifa-Weltrangliste keine Überraschung, denn der Gegner vom Kap ist vier Jahre vor der WM im eigenen Land so schlecht wie lange nicht. Die WM in Deutschland hat die Messlatte hoch gehängt und bewiesen, wie wichtig der Auftritt der Heimmannschaft für die Atmosphäre im Land sein kann. Nach dem derzeitigen Leistungsstand der Nationalelf muss Südafrika ein Debakel befürchten.

SÜDAFRIKA: ZWISCHEN ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT
DDP AFP AP

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"Wir haben ein großes Problem im südafrikanischen Fußball", sagte Sibusiso Zuma vom Bundesligisten Arminia Bielefeld bereits nach dem Afrika-Cup Anfang dieses Jahres. Nachdem sich die "Bafana Bafana" genannt Nationalmannschaft schon nicht für die WM in Deutschland qualifizieren konnte, erreichte der Abwärtstrend bei den kontinentalen Titelkämpfen in Ägypten seinen vorläufigen Tiefpunkt. Nach drei Niederlagen und ohne Torerfolg schied der Titelträger von 1996 in der Vorrunde aus. Trainer Ted Dumitru, der einen Neuanfang mit jungen Spielern wagen und sich nicht den Extravaganzen der Profis aus Europa aussetzen wollte, musste gehen.

Die Hoffnungen ruhen auf Parreira

Der sportliche Niedergang schlägt auch aufs Gemüt der Nation. Aus der anfänglichen Euphorie nach dem WM-Zuschlag ist Resignation geworden. Und passend zu der Tatsache, dass noch nie zuvor eine WM-Endrunde in Afrika stattfand, gibt auch der Ausrichter 2010 derzeit das Bild eines Debütanten ab: verunsichert - und vor allem nicht gut vorbereitet. Von finanziellen Schwierigkeiten und Fehlplanungen war die Rede, Gerüchte um eine Verlegung des Turniers machten die Runde, da der Bau der Stadien nicht in die Gänge kommt.

Der organisatorische Missstand soll durch Hilfe von Organisations-Weltmeister Deutschland behoben werden - ein Architektenbüro aus Hamburg hat sich der Sache mittlerweile angenommen. Um die Defizite innerhalb der Mannschaft auszubessern verpflichtete der südafrikanische Verband Safa vor kurzem Brasiliens WM-Trainer Carlos Alberto Parreira, der nach dem Viertelfinal-Aus der Seleção zurückgetreten war. Er soll das Unmögliche möglich machen und aus einer Mannschaft, die im letzten Jahr noch gegen Island 1:4 verloren hat, eine WM-taugliche Einheit bilden.

Sein deutscher Kollege Ernst Middendorp, Coach des südafrikanischen Top-Teams Kaizer Chiefs, ist einer der wenigen Optimisten am Kap. "Ich bin überzeugt, dass die Stadien rechtzeitig fertig werden", sagt der ehemalige Bundesligatrainer von Arminia Bielefeld im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, "aber wichtiger ist, dass die Mannschaft endlich einen Trainer hat." Nach dem Afrika-Cup übernahm Pitso Mosimane die Geschicke als Interimscoach, seitdem geisterten große Trainernamen wie Guus Hiddink oder Sven-Göran Eriksson durch die Köpfe der Verantwortlichen. Mit unbekannten Namen wollte man sich nicht zufrieden geben, wenn bald die Fußballwelt nach Afrika schaut.

Schleichender Niedergang

Parreira hatte sich zunächst selbst in Südafrika ins Gespräch gebracht und für Diskussionsstoff gesorgt, weil er nicht erste Wahl, aber dafür teuer sei. "Ich kann die Kritik an seiner Verpflichtung nicht verstehen. Er hat Mannschaften wie Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien zur WM geführt. In vier Jahren ist es mehr als machbar, ein gutes Team aufzubauen", so Middendorp. Doch ob ein großer Name alleine ausreicht, Strukturen für einen Erfolg zu schaffen, ist fraglich. Erst 1992 in die Fifa aufgenommen, galt Südafrika nach dem Afrika-Cup-Erfolg vor zehn Jahren und den WM-Teilnahmen 1998 und 2002 schnell als große afrikanische Hoffnung. Doch die WM-Teilnehmer Angola, Tunesien, Elfenbeinküste, Ghana und Togo haben ihnen genauso den Rang abgelaufen wie Nigeria, Kamerun oder Senegal.

"Wenn man in elf Jahren insgesamt zwölf Trainer verschleißt, ist eine negative Entwicklung vorauszusehen", sagt Middendorp. Ein schmeichelhafter 1:0-Sieg im Mai gegen Swasiland war das letzte Erfolgserlebnis. Selten kommen alle Spieler aus Europa zusammen zu den Testspielen, eine Einheit zu formen ist schwierig. Für das Namibia-Spiel sind auch Profis aus Europa wie Steven Pienaar von Borussia Dortmund oder Benedict McCarthy (Blackburn Rovers) nominiert, aber obwohl heute offizieller Fifa-Spieltag ist und alle Akteure von ihren Vereinen freigestellt werden, bleibt Skepsis über deren Kommen nicht aus. "Phantome" nennt die südafrikanische Zeitung "Super Sport" die Legionäre seit jeher, weil deren Namen vor jedem Spiel Südafrikas gehandelt werden, sie dann aber meist doch nicht auftauchen.

Auch wenn heute der Gegner nur Namibia heißt, das in der Fifa-Weltrangliste zwischen Mauretanien und den Britischen Jungferninseln rangiert, so geht es für die Spieler doch langsam darum, sich dem designierten Trainer zu empfehlen. Und sich zumindest auf dem Kontinent zu rehabilitieren und allen Skeptikern am Kap die Hoffnung zu geben, dass bei der WM in vier Jahren nicht nur ein Wunder hilft.